14. Oktober 1978. 23:45
grüber sah vor sich das gelbe, unübersehbar gelbe taxi sich durch den farbigen nebel schieben – nacht – taxi-driver – von vorn – uli – taxi-driver – schiebt sich das gelbe taxi langsam, dreht sich um den standpunkt des betrachters – riesig – hinter dem großen runden lenkrad sieht man, verzerrt durch lichte wassertropfen und die durch die in zeitlupe die scheibe querenden wischerblätter verursachten schlieren, ulis empörtes gesicht, nervöses augenzwinkern. es befanden sich nun zwei fahrer im selben augenblick am steuer ihres wagens, warme sitze, in jacken gehüllt trotzdem – musik bis zum frühen morgen, in entgegengesetzter richtung auf derselben straße: bruno vom ritter das tal hinauf, heinz auf dem weg das tal hinunter richtung rotter. der schnittpunkt ihrer lichthupenbegegnung war nicht berechnet. sie fuhren aufeinander zu, ohne sich zu erreichen, es bestand keinerlei möglichkeit, sich zu erreichen, alle wege führten aneinander vorbei. noch saß uli am küchentisch daheim, ahnte nichts vom telefonanruf in wenigen augenblicken. einzig weit weg vom brausenden geschehen schraubte eberhard den verschluss des flachmanns auf, mit leisem knacken löste sich der deckel vom zurückbleibenden ring; eberhard stand zwischen den beiden betten in seinem zimmer in der abteilung für junkies aller art, geschlossene abteilung des landeskrankenhauses in den wäldern, hob die hand mit der flasche in höhe des kopfes, nickte kurz denen auf den beiden sesseln zu, zusammengezogene augenbrauen, grimmiges einverständnis – ließ dann das klare wasser über die zunge laufen mit geschlossenen augen – gluck – gluck, wurde nicht besoffen, dachte nur manchmal an leberwerte. die graue nacht auch dort vor dem fenster, immer feuchter wurde die nacht, hier wie dort, aber dort mit aussicht auf den durchsichtiger werdenden waldrand. schamhafter versuch, die erinnerungen zuzuschütten, ungelenke buchstaben mit dem neuen glauben im sinn auf die a5 anstaltsbögen schreiben – wir werden es schaffen, wir werden sie schlagen für alle zeiten, dann sind wir helden für einen tag!
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Der Text ist ein Auszug aus dem autofiktionalen Roman-Projekt Aus einem dunklen Tal von C.J. Bauer (der anderen Hälfte von THE LOST VERSES). Das Foto ist ebenfalls von ihm.
Dieser Beitrag erscheint auf übertage in der Reihe Gegenlicht.
Diesen Text habe ich übrigens auch für euch gelesen, den Audio-Track findet ihr auf der Startseite.
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